15.03.2023
Statkraft-Interview: Kampf um Windparkflächen
Der Wettbewerb um Flächen für die Windenergie wird immer größer und Projektierer müssen sich in den Gemeinden gut verkaufen.

Quelle: energate

"Natürlich müssen wir vor Ort viel Überzeugungsarbeit leisten", sagte Stefan-Jörg Göbel, Senior Vice President von Statkraft Germany, im Interview mit energate. Der Widerstand ist sichtbar. "Wir würden uns manchmal mehr lokale Begeisterung wünschen", so Göbel und er fügt hinzu: "Auf großer Bühne sagen viele, dass sie für Windkraft sind." Zu den Versammlungen kämen aber in der Regel diejenigen, die das kritisch sehen.

Feedback soll in Planung einfließen

Mittlerweile gibt es eine finanzielle Beteiligung von 0,2 Cent/kWh für die Kommunen. Die Abgabe erwirtschaften Windparkbetreiber über die EEG-Umlage, ihre eigenen Gewinne schmälern sich dadurch nicht. Göbel bezeichnet dies als einen großen Mehrwert. Akzeptanz schafft das allein noch nicht. Bei erfüllbaren Wünschen geht Statkraft auf lokale Bedürfnisse ein: "Wenn wir etwa die Sichtachse zur Dorfkirche erhalten können, indem wir die Turbinen ein paar Meter verschieben, dann machen wir das", so Göbel. Zudem bietet Statkraft Genossenschaftsmodelle an. Doch dafür ist das Unternehmen auf Engagement von den Anwohnerinnen und Anwohnern angewiesen. Wir können keine Genossenschaft gründen, sagt Göbel. Das müsse jemand vor Ort tun.

Die Entscheidung, welcher Projektierer die Fläche für Windkraft nutzen darf, treffen am Ende die Eigentümer, häufig Landwirte. Eine Beteiligung der anwohnenden Menschen sieht das Gesetz erst nach der Planung während der Genehmigungsprozesse vor. Neben der Höhe der Pachtgebühr für die Flächeneigentümer wirbt Statkraft damit, Projekte zuverlässig zu realisieren. "Die in Aussicht gestellte Pacht nützt nichts, wenn etwa durch schlechtes Management ein Projekt gar nicht kommt", sagt Göbel.

Menschen akzeptieren Erneuerbare auch in eigener Nähe

In der Theorie befürwortet eine große Mehrheit den Ausbau der erneuerbaren Energien - auch bei sich in der Nähe. Wenn man Menschen vor der Installation von Anlagen in ihrem Umfeld befragt, wie sie zu diesen stehen, ginge die Akzeptanz leicht zurück. Allerdings sei sie nach dem Bau der Windkraftanlage sogar höher als bei Menschen, die nur abstrakt über die Windenergie nachdenken, erklärte Professorin Ellen Matthies von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Menschen müssen in die Planungsprozesse eingebunden werden, argumentiert Matthies.

Markt für Zukäufe heiß gelaufen

Für den erwarteten Aufschwung in der Windbranche setzt Statkraft auf organisches Wachstum. Weitere Zukäufe schließt der Projektierer vorerst aus. Zuletzt erwarb Statkraft den britischen Solarentwickler Solarcentury. Statt Projektgesellschaften könnten wenn überhaupt bestehende Windparks zum Portfolio hinzukommen. 2021 hatte Statkraft etwa das Windparkportfolio mit 350 MW vom Betreiber Breeze Three Energy mit Sitz in Bremen erworben. "Allerdings ist auch dieser Markt sehr heiß gelaufen und die Preise entsprechend hoch", schränkt Göbel die Aussichten auf weitere Aufkäufe von Portfolien ein.

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