20.03.2023
Europäische LNG-Terminals zu etwa 60 Prozent ausgelastet
Die europäischen LNG-Terminals sind weiterhin gut ausgelastet. Im laufenden Quartal bleiben die Ausspeiseraten bei durchschnittlich 61 Prozent und damit ähnlich hoch wie im vierten Quartal 2022, schreibt die Unternehmensberatung Teams Consult in ihrem aktuellen "LNG-Marktradar".

Quelle: energate

Erstmals macht sich in den Daten das erste deutsche LNG-Terminal Wilhelmshaven I bemerkbar. Laut Angaben des Betreibers wird dort jede Woche ein LNG-Schiff entladen. Auch in Lubmin fließt erstes Erdgas vom Spezialschiff (FSRU) "Neptune" ins deutsche Erdgasnetz, während sich in Brunsbüttel die Inbetriebnahme noch verzögert.

Damit werden die bisher verfügbaren deutschen Kapazitäten laut Team Consult zu 70 Prozent ausgelastet. Trotz dieser neuen Möglichkeiten sank die durchschnittliche Ausspeiserate im Gebiet Nordeuropa im Vergleich zum Vorquartal um 4 Prozent auf 3.190 GWh pro Tag. Zur Einordnung: die belgischen (68 %) und niederländischen (67 %) Terminals waren ähnlich hoch ausgelastet wie Deutschland. In Polen (87 %) und Litauen (82 %) wird die Infrastruktur häufiger genutzt. Zudem zählen Frankreich (76 %) und Großbritannien (59 %) zur Nordregion. In Südeuropa dagegen stieg die Nutzung in den ersten drei Monaten des Jahres bisher um 5 Prozent auf insgesamt 1.540 GWh pro Tag.

10 Prozent mehr LNG

In Summe kommt damit etwa 10 Prozent mehr LNG per Tanker nach Europa als noch ein Jahr zuvor. Täglich werden inzwischen 4.730 GWh entladen (Q1/22: 4.290 GWh). Vor Kriegsbeginn und dem Einbruch der russischen Pipelinelieferungen lag die Ausspeiserate "stets deutlich unter 4.000 GWh", ordnen die Analysten in ihrem Bericht ein. In puncto Kosten verweisen die Experten auf die Analyse des Shell-Konzerns. Im Jahr 2022 erhöhte Europa seine LNG-Importe um 60 Prozent von 105 auf 167 Mrd. Kubikmeter, die Kosten verdreifachten sich auf 190 Mrd. US-Dollar.

Studie kritisiert Stranded Investments in Deutschland

Unterdessen reißt die Kritik um die LNG-Ausbaupläne in Deutschland nicht ab. Das in Köln ansässige New Climate Institute stellt in einer neuen Analyse die jüngsten Berechnungen des Bundeswirtschaftsministeriums infrage. "Die neuen und geplanten schwimmenden Terminals reichen bereits aus, um zwischenzeitliche Versorgungsengpässe auch in extremen Situationen mit Infrastrukturausfällen zu decken", resümieren die Autoren. Der Aufbau der Onshore-Terminals sei "zu keinem Zeitpunkt" notwendig. In ihren Augen rechnet das Bundeswirtschaftsministerium bewusst mit zu kleinen Kapazitäten einzelner FSRU auf der einen Seite und mit einer zu hohen Erdgasnachfrage auf der anderen Seite.

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