23.11.2023
Photovoltaik Deutschland: BSW sieht wenig Konkurrenz zwischen PV und Landwirtschaft
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, Carsten Körnig, hält den Flächenbedarf für ebenerdige PV-Großanlagen für „überschaubar“.

Quelle: enerNEWS-Partner Energie & Management

Bis 2030 soll die Photovoltaik als eine der künftig zentralen Säulen des deutschen Energiesystems auf eine installierte Leistung von 215.000 MW kommen − als Zwischenschritt. 2022 waren es 67.400 MW. Die Hälfte des Zubaus soll in der Freifläche erfolgen.

Langfristig rechnet der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW Solar), Carsten Körnig, mit einem Bedarf von 150.000 bis 200.000 MW Freiflächenanlagen in Deutschland. Auf Anfrage unserer Redaktion nimmt er dazu Stellung, dass Gemeinden, auf deren Bebauungspläne PV-Park-Projektierer angewiesen sind, an die dafür infrage kommenden Flächen Bedingungen stellen.

Vor allem geht es dabei um die Nutzungskonkurrenz zur Landwirtschaft. Die thüringische Stadt Altenburg hatte vergangene Woche den Zubau von Freiflächenanlagen auf Agrarflächen kategorisch ausgeschlossen. 

Der BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer geht in seiner Antwort zwar nicht auf dieses faktische Totalverbot ein, spricht aber davon, dass eine zunehmende Zahl von Gemeinden zur Planung Kriterienkataloge aufstellen. „Ein Kriterium kann dabei zum Beispiel sein, dass PV-Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen geplant werden sollen, die eine niedrige Anzahl von Bodenpunkten haben, es sich also um ertragsschwache Flächen handelt.“

Ein Problem sieht Körnig darin nicht. Er sieht auch die Planungshoheit der Gemeinden, die bei der Freiflächen-PV stärker verankert ist als bei Windkraft, positiv: Diese trage zur hohen Akzeptanz des Segments bei.

Höchstens 1,5 Prozent der Agrarfläche

Körnig rechnet mit einem „überschaubaren“ Bedarf von maximal 1 bis 1,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche. Das sei höchstens ein Zehntel der Fläche, auf der momentan Energie- und Industriepflanzen angebaut werden. Die deutschen Landwirte nutzen Körnig zufolge 15 Prozent ihrer Flächen dafür. „Ich bin überzeugt, dass sich ein Konsens beziehungsweise eine hinreichend große Schnittmenge zwischen landwirtschaftlichen und energiewirtschaftlichen Interessen herstellen lässt“, kommentiert Körnig.

Zudem ließen sich manche Flächen „bei geeigneten Rahmenbedingungen“ mit Agri-PV doppelt nutzen. Aufgeständerte oder senkrecht stehende PV-Anlagen sind so durchlässig konstruiert, dass Traktoren durchkommen oder sich die Flächen weiter beweiden lassen. Allerdings kosten sie je nach Höhe bis zum Dreifachen einer klassischen Freiflächenanlage. Über Niedrigstammkulturen wie Obstplantagen und Weingärten sind sie wiederum nahe an der Wettbewerbsfähigkeit (wir berichteten).

Konversions- und Verkehrsflächen, etwa auf Braunkohle-Tagebauen oder an Fernstraßen und Eisenbahnstrecken, deckten nur einen Teil des PV-Bedarfs. Der BSW-Solar-Chef: „Der überwiegende Teil dieser Solarparks benötigt jedoch Standorte auf minderwertigen oder stillgelegten landwirtschaftlichen Flächen.“

In Sachen Nutzungskonkurrenz beruft sich Carsten Körnig auf den Bauernverband selbst. Der DBV lehne die energetische Nutzung von Acker und Wiese nicht grundsätzlich ab. Und mehr als 60 Prozent der Vollerwerbs-Landwirte erzeugten selbst Solarstrom, etwa Dach-PV auf Scheunen. Der „überwiegende“ Teil der Bauern stehe der PV positiv gegenüber.

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