30.11.2023
Deutschland: Smart-Meter-Rollout stockt bei kleinen Netzbetreibern
Einige Netzbetreiber insbesondere kleinerer Stadtwerke haben zum Teil noch nicht mit dem Rollout von Smart-Meter-Gateways begonnen oder befinden sich dabei noch ganz am Anfang.

Quelle: enerNEWS-Partner energate

Die Gründe dafür sind unterschiedlich, wie energate aus der Branche erfuhr. So wird das Thema von der Führungsspitze häufig nicht aktiv vorangetrieben, auch weil die Fallzahlen gering sind. Zudem wollten einige Stadtwerke zunächst auf den Ausgang der Klagen beziehungsweise eine entsprechende Neuregelung warten. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hatte die Pflicht zum Rollout im Mai 2022 außer Kraft gesetzt, nachdem zwei Gerichte diesen als rechtswidrig eingestuft hatten. Seit Mai ist nun das novellierte Messstellenbetriebsgesetz in Kraft, so ganz rund läuft der Rollout jedoch noch nicht.

Und täglich grüßt das Murmeltier

Sind die Smart-Meter-Gateways verbaut, lauert die nächste Hürde. Die Gateways zu bestellen und zu verbauen war kein Problem, sagte der Teamleiter eines süddeutschen Verteilnetzbetreibers zu energate: "Das haben wir selbst gemacht". Schwierig sei aber, dass nun die IT-Systeme der Dienstleister nicht miteinander kommunizierten. Seit Monaten gebe es wöchentliche Sitzungen, auf denen die Dienstleister erzählten, warum es nicht funktioniere, so der Teamleiter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Aber das Thema komme nicht so wirklich voran. "Ich komme mir schon vor wie bei 'Und täglich grüßt das Murmeltier'", klagte er.

Nicht alles zwangsweise automatisieren

Mit 45.000 Netzanschlüssen sehen sich die Energienetze Weimar ebenfalls selbst als eher kleinen Netzbetreiber an. Sie haben mittlerweile 300 Gateways verbaut. Ihr Erfolgsrezept ist offenbar eine gehörige Portion Pragmatismus. So hätte das Unternehmen nicht den Anspruch, dass alles automatisiert verläuft, sagte Geschäftsführerin Anne-Katrin Spörer bei einem Vortrag im Herbst dieses Jahres. Denn die Automatisierung würde mehr Kraft kosten, als 300 Geräte händisch zu verwalten. 

Nur kleine Stückzahlen

Hintergrund ist, dass die meisten Haushalte nicht vom Smart-Meter-Pflichteinbau betroffen sind. Kleinere Stadtwerke haben oft nur wenige Messstellen, die sie nach aktuellem Stand mit einem intelligenten Messsystem - digitaler Zähler plus Gateway - ausstatten müssen. Denn die meisten Haushalte sind zunächst noch vom Pflichteinbau ausgenommen. Dieser gilt nur für Kunden mit einem Verbrauch von über 6.000 kWh pro Jahr, bei Anlagenbetreibern mit einer installierten Leistung über 7 kV sowie für steuerbare Verbraucher wie Elektroautos. Und auch diese Pflichteinbauten müssen nur sukzessive erfolgen - bis Ende 2025 müssen 20 Prozent von ihnen abgeschlossen sein.

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