30.11.2023
Deutschland: Energiekosten steigen trotz Preisbremsen-Aus kaum
Die durchschnittlichen Energiepreise sind im Jahresvergleich deutlich gesunken. Netzagentur-Chef Müller rät zum Anbieterwechsel.

Quelle: enerNEWS-Partner Energie & Management

Die Zahl der Strom- und Gasanbieter steigt: Seit März, so heißt es aus der Bundesnetzagentur, habe sich die durchschnittliche Anzahl der Strom- und Gasanbieter auf den Preisvergleichsportalen mehr als verdoppelt. „Da auch die Strom- und Gaspreise wieder sinken, lohnt sich ein Lieferantenwechsel jetzt besonders“, schreibt der Präsident der Bundesnetzagentur, Peter Müller, auf dem Internetportal X.

Eine Einschätzung, zu der auch das Vergleichsportal Check 24 kommt. Mit durchschnittlich 5.798 Euro lagen die jährlichen Energiekosten für einen Durchschnittshaushalt im November 2023 deutlich unter dem Wert des Vorjahres: Im November 2022 waren es noch 6.849 Euro. Das geht aus einer Analyse des Vergleichsportals hervor.

So sinken in 334 Fällen zum Jahreswechsel die Gaspreise in der Grundversorgung. Das entspreche nahezu der Hälfte aller Grundversorger, so Check 24. 2,7 Millionen Gaskunden profitieren demnach von Preissenkungen. 

Das Auslaufen der Gaspreisbremse zum 1. Januar 2024 wirkt sich dem Vergleichsportal zufolge hingegen nur wenig auf die Verbraucher aus: Bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh stiegen die Kosten durchschnittlich um 44 Euro und damit um 2 Prozent. Die deutschen Preisbremsen hätten ohnehin im Frühjahr 2024 geendet.

Deutlicher bemerkbar machen dürfte sich hingegen das Auslaufen der Mehrwertsteuer-Reduzierung zum März 2024: Sie führt für den Musterhaushalt zu durchschnittlichen Mehrkosten von 224 Euro und damit zu einem Anstieg der Gaskosten um 9 Prozent. Die Umsatzsteuer auf Gas war aufgrund der gestiegenen Energiepreise infolge des Angriffs Russlands auf die Ukraine zum 1. Oktober 2022 temporär von 19 auf 7 Prozent gesenkt worden.

Stand November 2023 zahlt ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh durchschnittlich 2.396 Euro pro Jahr für Gas. Ein Jahr zuvor war es mit 3.200 Euro noch rund ein Viertel mehr.

Ähnlich deutlich fällt das Minus beim Heizen mit Heizöl aus: Hier kosteten im November des Vorjahres 2.000 Liter durchschnittlich 2.681 Euro. Derzeit sind es 2.175 Euro, was einem Minus von 19 Prozent entspricht.

Auch Strom und Mobilität günstiger

Auch im Hinblick auf die Strompreise werde das Ende der Preisbremsen dem Vergleichsportal zufolge kaum Auswirkungen haben. Ohne Preisbremse zahle ein „Musterhaushalt“ für 5.000 kWh Strom im kommenden Jahr durchschnittlich 1.897 Euro. Eine Verlängerung der Preisbremse um drei Monate hätte ihn um 13 Euro entlastet. Für Check 24 verbraucht ein Strom-„Musterhaushalt“ 5.000 kWh im Jahr. 

Ungewiss bleibt noch die Belastung der Endkunden durch die steigenden Netznutzungsentgelte. Die derzeit diskutierten Sparmaßnahmen der Bundesregierung könnten auch die geplanten 5,5 Milliarden Euro betreffen, mit denen die Mehrkosten abgefedert werden sollen. Die Strom-Netznutzungsentgelte steigen 2024 um durchschnittlich 11 Prozent (wir berichteten). Das sind im Mittel Mehrkosten von 47 Euro für 5.000 kWh Strom im Jahr.

Entfalle die staatliche Unterstützung, könnten die Netzentgelte für Verbraucherinnen und Verbraucher auf 56 Euro steigen, so Check 24. 

Derzeit zahle eine Musterfamilie im Schnitt 1.843 Euro für einen 5.000-kWh-Jahresverbrauch. Im Vorjahr waren es noch 2.136 Euro gewesen. Zum Jahreswechsel seien 427 Fälle von Strompreissenkungen in der Grundversorgung geplant, so das Vergleichsportal. Betroffen seien davon mehr als 5 Millionen Haushalte. 

Damit folgen die Verbraucherpreise − wenn auch nicht in vollem Umfang − der Tendenz der Entwicklung an der Strombörse (Leipziger Strombörse EEX Day Ahead volumengewichtet). Im November 2022 lag der Strompreis hier bei 174 Euro/MWh. Aktuell beträgt der Preis im Schnitt noch 89 Euro/MWh und damit 49 Prozent weniger.

Ebenfalls in der Musterrechnung des Vergleichsportals enthalten sind die Kosten für Mobilität und damit für Benzin, Diesel und Strom, der für das Laden des E-Autos genutzt wird. Auch hier seien die Kosten im Vergleich zum Vorjahr gesunken: Sie lagen mit Preisstand bis November 2022 in diesem Jahr bei durchschnittlich noch bei 1.686 Euro. Im November 2023 betrugen sie 1.579 Euro, was einem Minus von 6  Prozent entspricht. Dies liege hauptsächlich am Preisrückgang von Diesel (-14 Prozent) und Benzin (- 4 Prozent).

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