04.12.2023
Windkraft: Rund 3 Prozent Österreichs für Windkraft tauglich
Laut Berechnungen eines technischen Büros ließen sich 2.300 Quadratkilometer für den Bau von Windparks nutzen. Dieses Potenzial auszuschöpfen, würde bis zu 14 Milliarden Euro kosten.

https://www.energie-und-management.de/Quelle: enerNEWS-Partner Energie & Management

Rund 3,14 Prozent der Fläche Österreichs oder 2.336 Quadratkilometer sind grundsätzlich für die Errichtung von Windkraftanlagen geeignet. Das zeigt eine aktuelle Studie des technischen Büros „Energiewerkstatt“ im Auftrag des Windenergieverbands IG (Interessengemeinschaft) Windkraft, die am 30. November präsentiert wurde.

Laut dem Autor der Studie, Hans Winkelmeier, ließen sich auf den betreffenden Arealen Anlagen mit insgesamt 46.130 MW Leistung errichten, die pro Jahr 126 Milliarden kWh Strom erzeugen könnten. Zum Vergleich: Der derzeitige Strombedarf Österreichs beläuft sich auf rund 70 Milliarden kWh pro Jahr.

Die installierte Leistung des gesamten österreichischen Kraftwerksparks beziffert die Regulierungsbehörde E-Control mit rund 28.000 MW. Um das Windkraftpotenzial vollständig zu heben, wären etwa 12 bis 14 Milliarden Euro erforderlich, berichtete der Geschäftsführer der IG Windkraft, Stefan Moidl, auf Anfrage der Redaktion.

Er betonte jedoch, dass dafür angesichts der hohen Großhandelspreise für Strom zumindest derzeit keine Förderungen nötig wären: „Unter den jetzigen Umständen könnten das die Unternehmen alleine stemmen. Und letzten Endes würden natürlich die Stromkunden den Ausbau bezahlen.“

Ob ein Vollausbau der Windkraft gemäß den Berechnungen der „Energiewerkstatt“ realistisch ist, ist allerdings auch nach Einschätzung der IG Windkraft keineswegs sicher. Tatsächlich genutzt werden derzeit laut Winkelmeier rund 178 Quadratkilometer oder 0,2 Prozent des österreichischen Bundesgebiets: „Das ist etwa ein Fünfzehntel dessen, was möglich wäre.“

Laut Moidl dürfte die Branche in der Lage sein, bis 2030 etwa 1.150 neue Windräder zu installieren. Damit wären rund 2.300 Anlagen mit 10.300 MW verfügbar, mit denen sich 26 Milliarden kWh Strom erzeugen ließen. Das würde rechnerisch ausreichen, um etwa 35 Prozent des jährlichen Strombedarfs Österreichs zu decken.

Moidl geht davon aus, dass Ende des heurigen Jahres etwa 1.430 Windräder mit knapp 3.900 MW Leistung verfügbar sein werden, die rund neun Prozent des österreichischen Bedarfs an elektrischer Energie decken können.

Ausbau im Osten

Wenig Zweifel hat Moidl daran, dass der Großteil der neuen Anlagen in den traditionellen „Windkraft-Bundesländern“ im Osten Österreichs entstehen wird, insbesondere in Niederösterreich, im Burgenland sowie in der Steiermark. In den vergangenen Jahren habe die IG Windkraft verstärkt auf die westlichen Bundesländer fokussiert, vor allem auf Tirol und Vorarlberg: „Leider ist seither einige Zeit vergangen, und in diesen beiden Ländern wurden noch nicht einmal Eignungsflächen für die Windkraft ausgewiesen. Daher erwarten wir, dass eher die Bundesländer den weiteren Ausbau in Gang bringen, die bereits viel Erfahrung mit der Windenergie haben.“

Bekannte Forderungen

Einmal mehr wiederholte Moidl die bekannten Forderungen seiner Branche an die Länder: Sie müssten zusätzliche Flächen für Windparks ausweisen, ihre Genehmigungsbehörden „mit ausreichend Ressourcen und Personal“ versehen und die Genehmigungsverfahren beschleunigen.

Hoffnung setzt Moidl dabei auf Druck seitens der EU: Diese veröffentlichte bekanntlich jüngst die 3. „Erneuerbaren-Richtlinie“ (RED III), die die verbindliche Flächenausweisung sowie die Verfahrensbeschleunigung fordert und zügig umzusetzen ist.

Auf Bundesebene würde dazu in Österreich das schon im Januar angekündigte Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) dienen. Dieses würde in der Folge auch die Länder in die Pflicht nehmen. Allerdings liegt bis dato noch kein offizieller Entwurf des EABG vor.

Wie berichtet, ist für den Beschluss des Gesetzes im Bundesparlament eine Zweimehrheit notwendig. Moidl zufolge sollte es aber kein Problem sein, diese Mehrheit zu erreichen.

< zurück